Fleisch
Gottfried Benn - Gedichte: In der Fassung der Erstdrucke

Ein Mann tritt auf:
Zerstoßt das Grau des Himmels! Tretet den Norden ein!
Verkommt! Verludert! Wer wüßte eine Zukunft?
Sät nicht mehr in die Furchen, die es halten.
Verderbt den Samen! Bohrt euch selber Kuhlen!
Zeugt in euch selbst!

Wer wüßte eine Zukunft?
Das Gehirn ist ein Irrweg. Stein fühlt auch das Tier.
Stein ist. Doch was ist außer Stein? Worte! Geplärr!
(langt sich sein Gehirn herunter)
Ich speie auf mein Denkzentrum.
Worte haben wir hervorgehurt.
Mich ekelt die Blutschande.

Zerstoßt das Grau des Himmels! Tretet den Norden ein!
Verlöscht die Sonne, macht die Erde eckig:
ihr oder sie.

Einst war das Meer im Gang. Die Wiesen riefen.
Schlaf überhing wie Fell verblühtes Blut -
die Tiere haben uns an Gott verraten -
vernäht die Lider, saugt die Schädel aus,
rasiert am Hals herum...steckt Sträuße rein...
denkt am Gesäß...- O Traum:
bunt, wild, tieferlöst
heimgekehrt an das Rückenmark -

(ein Mann klopft ihm auf die Schulter)

Aber Mensch, beruhigen Sie sich doch!
Hier, ziehn sich Ihre Hausschuh an
und nun kommen Sie mit
zu meinem Bestattungskümmel.-