BLUTVERTEILUNG IST IM GANGE...

-Lyrik und Jazz-

Sprecher:
Der Harald Effenberg

Trompete, Komposition, Arrangement:

Kontrabass:
Fred Stern Video-Ausschnitt Bassolo (1,3 MB)

Kritiken:

Badische Neueste Nachrichten vom

Schwäbische Post vom

Interview im Bühlot-Acher-Kurier vom

Badisches Tagblatt vom

Märkische Allgemeine Zeitung vom

v.l.: Fred Stern, Harald Effenberg, Matthias Harig

Blutverteilung

Blut-ver-teil-ung. Teil-ver-blut-ung. Ver-teil-blut-ung.
Der Mensch ist - Ein feiger Vor-sich-selbst-Verstecker?
Obwohl wir ohnehin nur einen verschwindend kleinen Teil unseres Gehirns benutzen, -Männer & Frauen dazu noch in unterschiedlichen Regionen-, verordnen wir unserer Wahrnehmung zusätzliche Sichtblenden. Sittliche, sinnliche, religiöse Fangzäune, die uns nur das sehen lassen, was wir sehen wollen.
"Warum wird beim HappyEnd im Film jewöhnlich abgeblendt?", fragt Tucholsky - weil, wenn es weiterginge, die ganze Erbärmlichkeit des Lebens sichtbar würde. Seitensprünge. Routine. Frust. Disharmonie. Grauer Alltag. Langeweile. Älterwerden. Krankheiten. Tod. Eben das, was in der Wirklichkeit auf das HappyEnd folgt.
Was die Glitzerwelt ausklammert, wird in der Blutverteilung ausdrücklich aufgeschlagen. Vergänglichkeit, Verfall, die Endlichkeit des Seins. Der Tod als passive Fortsetzung des Lebens.
Spätestens jetzt erwartet der Hörer Pathos & Tristesse.
Doch nichts davon. Die Harmonie von Text & Musik benutzt Wörter & Töne, die an Sonette erinnern, Laute mit denen man für gewöhnlich die Sehnsucht nach einem lieblichen, unerreichbaren Frauenkörper beschreibt. Anlässe, die der Mensch zu verdrängen pflegt, werden zu fast tänzerischen Liebesoden.
"Zu viel gelitten und zu viel gewusst", heisst es an einer Stelle. Aber der Umkehrschluss funktioniert noch viel weniger. "Nichts gewusst & trotzdem gelitten" ist eine Zumutung. Und "nichts gewusst & nie gelitten" wäre das Bekenntnis, am Leben nicht teilgenommen zu haben.
Dichter üben sich in der Ironie des Schreckens, baden in den Abgründen ihrer dunklen Seiten, schwelgen lustvoll im makaberen Schlamm ihrer Fantasie. Beaudelaires euphemistische Beschreibung eines Stücks Aas, das am Wegesrand fault, ist eine glänzende Miniatur poetischer Verklärung.
"Der Mensch ist schlecht...Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig", sagt Kästner. Und der Tod ist vernünftig. Als Konsequenz wie in seiner unabdingbaren Zuverlässigkeit. Oft wird ihm die Schuld an Alter & Krankheit vorgeworfen. Dabei hat er mit beiden nichts zu tun. Das Alter ist ein biologischer Prozess & viele Leute erkranken, ohne zu sterben.
"Hör zu", raunt Gottfried Benn, "so wird der letzte Abend sein, wo Du noch ausgehen kannst!" Und die Trompete spielt dazu, als werde es ein ganz besonders schöner Abend.
Der Mensch ist - Ist er so?
()

Lyrik und Jazz: Die gelungene Synthese von Sprache und Musik erforderte intensive Probenarbeit (Die erste Probe im Herbst '98)
Lyrik & Jazz am 24.03.2000
Matthias Harig, Bernd Kuchenbecker, Harald Effenberg
Matthias Harig, Bernd Kuchenbecker, Harald Effenberg (v.l.n.r.)
Fred Stern beim Soundcheck im b-flat am 09.05.2000
Matthias Harig beim Soundcheck im b-flat am 09.05.2000

Eine neue Konfrontation der beiden Medien Sprache und Musik auf vollkommen gleichberechtigter Ebene:
Das Gedicht ist Teil des musikalischen Arrangements; gleichzeitig bestimmt es das Tempo und die Intensität der eigens für dieses Projekt geschriebenen Musik, die zwischen festgelegten Teilen und Improvisation schwerelos wandert.
Die Auswahl der Gedichte fand hauptsächlich unter rhythmischen und melodiösen Aspekten statt
und führte doch zu - wenn auch weit gefaßter - gemeinsamer Thematik: den Triebfedern menschlichen Handelns.

Viel Spass beim Zuhören und -schauen!

Premiere war am im Theater unterm Dach, Danziger Str. 101, 10405 Berlin (mit Bernd Kuchenbecker am Bass)


Aufführungen demnächst:

21.10.2006 um 20:00 Theaterschiff in Potsdam
Das Theaterschiff liegt im Zentrum von Potsdam im Havelarm, Alte Fahrt.

Link zu den Texten und Videoausschnitten
Link zu einer Hörprobe von 'Oh Nacht'
Cover der CD mit Link zu Amazon
Produziert von Michael Krol, aufgezeichnet im On-Air-Recording-Studio Berlin

Wir würden uns sehr freuen
über Ihren Eintrag in unser Gästebuch!

Zuletzt aktualisiert am 18.03.2010

Impressum